cher sug eelerinden khamnaan khamnar - die Schamanen der Erd- und Wassergeister
Eesi chok cher chok - "Es gibt keine Erde ohne einen Geist".
In den alten Turkvölkern, von denen die Tuviner abstammen, wurden die Tiergottheiten Cher und Sug verehrt. Die Verehrung von Wasser und Erde ist auch heute in Tuva sehr stark und jede Familie besitzt einen eigenen heiligen Ort in der Natur. Die Schamanen der Erd- und Wassergeister nun stammen von diesen Naturwesen ab (spirituell gesehen). Einmal im Jahr findet an diesen heiligen Quellen und Orten ein Ritual statt, das ein von der Familie gewählter Schamane durchführt, um für das kommende Jahr der Familie gute Ernte, Gesundheit und sauberen Regen zu sichern. Bis Ende der zwanziger Jahre galten die algysh (die schamanischen Lieder) insbesondere der Schamanen der Erd- und Wassergeister als höchstes und heiligstes Gesetz. Was die Schamanen sangen und erzählten, war für alle Tuviner absolut verbindlich. Das Sowjetregime verbot dann die Naturgeisterverehrung.
Gespräch mit Mongush Bora-Khoo, Dorf Khondergej, Dzun-Khemchik-Gebiet, aufgenommen am 10. Oktober 1954:
Ihr Mädchenname war Khandyzhap. Die Menschen gaben ihr den ehrenvollen Namen Kahm Kadai, 'Schamanenmutter'. Man erzählt, daß die Schamanin Khandyzhap von den Erd- und Wassergeistern abstammt. Wenn sie auch der Legende zufolge vor langer Zeit starb, kehrt sie zu Herbstbeginn als grauer Wolf zu ihrer ehemaligen Weide zurück. Selbst ihre Anhänger scheuen sich davor, dieser Weide nahe zu kommen. An der Stelle, an der sie einst ihre Geheimnisse vollbrachte, steht eine Schamanenlärche (kham dyt). Diesen Ort sucht sie als Geist, als grauer Wolf, heim. An den Zweigen der Schamanenlärche hängt das unbeschädigte chalamlar (farbige Stoffbändchen), so sagt man.
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